Neue Führungskultur erforderlich

Wenn verschiedene Generationen zusammen arbeiten, birgt dies naturgemäß Konfliktpotential. Das Krankenhaus ist da keine Ausnahme. Insbesondere die Generation Babyboomer und die Generation Y haben teils konträre Einstellungen zur Arbeit. Nur Offenheit dem anderen gegenüber und eine adäquate Führung können für eine funktionierende Zusammenarbeit sorgen.

Die Generation der Babyboomer wurde in einer Zeit groß, die von hoher Arbeitslosigkeit und der Ölkrise geprägt war. Typische Eigenschaften ihrer Vertreter sind Durchsetzungsvermögen, Teamfähigkeit, Pflichtgefühl und Konkurrenzdenken. Arbeit ist für diese Generation der Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens.  Im Vergleich dazu ist die Generation Y in einer globalisierten und multikulturellen Online-Welt aufgewachsen mit zahlreichen Bedrohungen wie dem Klimawandel, unsicherer Renten oder Fukushima. Das Leben erscheint dieser Generation nicht planbar, weshalb sie sehr für den Augenblick lebt. Für sie steht nicht mehr die Arbeit im Vordergrund, sondern mehr das eigene Wohlbefinden, Selbstverwirklichung und Zeit für die Familie. Häufig werden ihr daher Attribute wie Ungeduld, ein Mangel an Fokussierung, Egoismus und eine hohe Anspruchshaltung zugeschrieben.

Mit der Verschiebung der Prioritäten geht auch eine veränderte Erwartungshaltung an das Führungsverhalten von Vorgesetzten einher. Jüngere Mitarbeiter fordern Anerkennung, Rücksichtnahme auf private Belange und Unterstützung bei ihrer beruflichen Entwicklung. Angesichts der eigenen Arbeitseinstellung der älteren Chefärzte im Krankenhaus, treffen diese Forderungen häufig auf Unverständnis und führen zu Konflikten. Es gilt zu verstehen, dass junge Mediziner nicht hauptsächlich für das Geld arbeiten, sondern mit dem eigenen beruflichen Schaffen etwas bewegen wollen. Sie wünschen sich eine  Unternehmenskultur,  in  der  sich  Individualität  entfalten kann, in der Unterschiede wertgeschätzt und gewinnbringend genutzt werden. Sie möchten Mitsprache- und Gestaltungsrecht haben, gerne zur Arbeit kommen und in zukunftsfähigen  Unternehmen  arbeiten, die nicht nur an heute denken. Sie sind die Zukunft unseres Gesundheitssystems, höchste Zeit also, sich auf sie einzustellen und sie bestmöglich zu fördern.

Eine erfolgreiche Anpassung der Führungskultur setzt vor allem einen Dialog auf Augenhöhe voraus. Nur so können Vorgesetzte die Wünsche und Ziele ihrer Mitarbeiter verstehen lernen und für entsprechende Motivation sorgen. Generell gilt es, eine klare Kommunikation zu pflegen, regelmäßig Feedback zu geben, den Mitarbeitern umfassende Unterstützung bei der beruflichen Entwicklung zu bieten, Anerkennung zu vermitteln, auf private Belange einzugehen, Struktur zu geben, klare Regeln aufzustellen, gemeinsame Ziele zu definieren und neue Arbeitszeitgestaltungen gemeinsam zu erarbeiten. Anstatt von Hierarchie und Autorität sollte eine zeitgemäße Personalführung von Kooperation und Vertrauen geprägt sein.

Noch eine gute Nachricht zum Schluss: Bei allen Unterschieden haben die verschiedenen Generationen auch vieles gemeinsam. Werte wie Respekt, Gerechtigkeit, Moral und Menschlichkeit werden generationsübergreifend vertreten, erst Recht von Medizinern. Sie alle haben ihre Arbeit einem gemeinsamen Ziel verschrieben: den Menschen zu helfen. Eine zeitgemäße Führung basiert auf der positiven Betonung dieser verbindenden Werte sowie der Offenheit Neuem gegenüber.

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